Französisch in Kanada

Von der englischen Sprache wissen wir, dass sie an vielen Orten der Welt gesprochen wird und Amtssprache ist, und kennen teilweise die dialektalen Unterschiede zwischen beispielsweise dem Amerikanischen, dem Britischen oder dem Australischen Englisch. Auch beim Spanischen vermerken wir Variation, zum Beispiel zwischen dem peninsularen und dem südamerikanischen Spanisch.

Aber wie sieht es mit dem Französischen aus? Französisch gehört nicht offiziell zu den 10 meistgesprochenen Sprachen der Welt, dennoch ist Französisch weit verbreitet, ist in insgesamt 29 Ländern der Welt Amtssprache und in weitaus mehr zudem Verkehrs- und Alltagssprache. Teilweise gehören auch viele Länder außerhalb Frankreichs noch zum französischen Staatsgebiet und unterliegen der französischen Gesetzgebung. Französisch finden wir in Ländern im Indischen und im Pazifischen Ozean, in afrikanischen Ländern der Subsahara und den Maghreb-Staaten, im Atlantischen Ozean, in verschiedenen europäischen Ländern – und eben auch in Kanada.

Geschichte der französischen Sprache in Kanada

Ein Blick in die koloniale Vergangenheit Kanadas zeigt uns, dass nach englisch-französischen Kolonialkriegen Frankreich seine Besitzungen an England und Spanien abtreten musste und das Französische zugunsten des Englischen in den Hintergrund trat. Seit 1867 ist Kanada offiziell zweisprachig, und seit den 1960er Jahren gilt Französisch als Symbol der Eigenständigkeit Québecs. Mit dem Loi 101, der “Charte de la langue française” (Charta der französischen Sprache) im Jahr 1977 wird Québec zum einsprachig französischen Territorium. Mit knapp 1,7 Millionen Quadratkilometern ist Québec dreimal so groß wie Frankreich und das größte zusammenhängende französischsprachige Gebiet, über 80% sind frankophon. Darüber hinaus gibt es noch andere frankophone Siedlungsgebiete in Kanada, wie Akadien oder Ontario.

Abweichungen zum europäischen Französisch

Wenn man nun jedoch das europäische “Standard”-Französisch – innerhalb dessen es natürlich auch Binnendifferenzierungen gibt – mit dem “Québecois” vergleicht, merkt man schnell, dass es starke Unterschiede gibt. Abstände gibt es sowohl im Wortschatz, in der Morphosyntax als auch und vor allem in der Aussprache, insbesondere in der gesprochenen, informellen Sprache. Hier sind nur einige einzelne Beispiele zu nennen:

In der Lexik beispielsweise kommen, wie man sich leicht denken kann, besonders viele – teilweise franzisierte – Anglizismen vor. Beispiele wären hier “ouatcher” von engl. watch, “binne” von engl. bean, oder “pinotte” von engl. peanut. Interessant dabei ist, dass auf der anderen Seite Anglizismen vermieden werden, die im europäischen Französisch normalisiert sind: “chien chaud” (warmer Hund) anstelle von hot dog, “gomme à mâcher” statt chewing gum, bis hin zu Stoppschildern, auf denen “arrêt” statt “Stop” steht.

Konjunktionen und Relativpronomen werden einfach durch “que” generalisiert – das ist, als würde man im Deutschen nur “dass/das” verwenden, anstelle von “wovon”, “wodurch”, “womit”, “um” und so weiter.

Was die Aussprache angeht, so hört man es sich am besten selbst an, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Es wird dabei schnell deutlich, dass das Englische hier als starke Kontaktsprache einen starken Einfluss hinterlassen hat. Einige Beispiele wären: 

  • lange nasale Vokale werden diphtongiert – das heißt, Wörter wie côté (dt. Seite) werden [ko ute] ausgesprochen
  • das auslautende t, dass im Standardfranzösisch meist verstummt, wird ausgesprochen, in Wörtern wie beispielsweise tout (dt. alles) oder lit (dt. Bett)
  • das häufig vorkommende “ui” in Wörtern wie cuisine (dt. Küche) oder puits (dt. Pfütze) wird in der Aussprache auf [u] oder [i] reduziert, das heißt in diesem Fall cuisine wird zu [kuzin] und puits zu [pi]

Wie für alle Sprachvariationen gilt hier zu sagen: Varietäten und die gelebten und sich stets entwickelnden Versionen einer Sprache sind das, was eine Sprache spannend und lebendig machen. Wer sich also auf die Reise nach Québec begibt und nur das Standardfranzösisch gelernt hat, steht vielleicht zunächst vor einer kleinen Herausforderung – es ist aber durchaus eine, die zu bewältigen so möglich wie bereichernd ist!

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