Wie in vielen Ländern feiert Kanada an einem besonderen Nationaltag seine Geschichte und seine Kultur, in diesem Fall am 1. Juli. Nationalfeiertage kennt man vielleicht, aber wie sehen sie konkret in Kanada aus und was wird da eigentlich gefeiert?
Anfang des 16. Jahrhunderts gründeten England und Frankreich ihre Kolonien in Kanada, und bildeten dort am 1. Juli 1867 mit dem British North America Act einen Staatenbund, der sich im Ernstfall geschlossen gegen die USA hätte stellen können – denn von dort verspürte man nach dem amerikanischen Bürgerkrieg eine Bedrohung. Durch den British North America Act wurden die Provinzen New Brunswick, Nova Scotia, Quebec und Ontario zu der der britischen Krone untergeordneten Dominion of Canada zusammengeschlossen. Danach gehörte Kanada noch lange zum British Empire, bis 1931 das britische Parlament beschloss, die Unabhängigkeit Kanadas anzuerkennen. Offiziell führte Kanada erst 1982 seine eigene Verfassung ein, und erst seitdem heißt der erste Juli offiziell “Canada Day”, davor nannte man ihn “Dominion Day”.
Das Wort Kanada hat seine Ursprünge übrigens im Wort “kanata” aus dem Stamm der Huron-Iroquois-Ureinwohner und bedeutet “Dorf” oder “Siedlung”. Zuerst wurde damit die allererste Siedlung bezeichnet, die heute die Stadt Québec ist.
Der Nationalfeiertag zieht öffentliche Feiern und Veranstaltungen mit sich, wie unter anderem Paraden, Festivals, Militärparaden der “Snowbirds” und der Marine, Konzerte sowie ein abendliches Feuerwerk. Natürlich gehört auch das Spielen der Nationalhymne “O Canada” dazu.
Jedoch gibt es durchaus auch kritische Stimmen zum Canada Day, unter den indigenen Bevölkerungen beispielsweise erinnert er vor allem an die komplizierte Kolonialgeschichte Kanadas und daran, wie Ihnen lange Freiheiten und Rechte verweigert wurden. Im letzten Jahr, 2021, wurde aus diesem Grund an vielen Orten der Canada Day überhaupt nicht gefeiert, nachdem in der Nähe früherer Assimilierungs-Internate hunderte anonyme Gräber von indigenen Kindern gefunden wurden. Die kanadische Regierung hat sich offiziell zur Verantwortung bekannt und dafür entschuldigt und arbeitet an der Aufarbeitung der Verbrechen der Vergangenheit. Doch der Schatten, der über der kolonialen Vergangenheit und damit auch über dem 1. Juli in Kanada hängt, bleibt.
